Interview mit Giuseppe Fiordispina, Marketing Director SEAT Deutschland GmbH
Sie sind der Airport-Werbung treu geblieben und haben für Opel und Seat aufsehenerregende Formate und Promotions am Flughafen Frankfurt eingesetzt. Was macht für Sie den Reiz dieses Standorts Frankfurt aus? Gibt es Besonderheiten, die Sie an Reichweite, am Publikum oder an dem Spektrum an Werbeformaten schätzen?
Für mich – und ich denke da geht es den meisten Menschen nicht anders – herrscht an einem Flughafen eine besondere Atmosphäre. Ich kann diese Aufbruchsstimmung hier immer ganz deutlich spüren. Der Fraport ist das Tor zur Welt und nur wenige Flughäfen haben ein so breites Publikum aus aller Welt. Demensprechend vielfältig sind die Zielgruppen, die man an diesem Flughafen erreichen kann. Wenn man es schafft, ein paar der Reisenden zu beeindrucken, tragen sie ihre Impressionen hinaus in die ganze Welt. Eine vergleichbare Reichweite hat man quasi nirgendwo sonst und allein dieser Gedanke fasziniert mich. Wenn ich von mir selbst ausgehe: An Flughäfen sauge ich alle Eindrücke in mich auf. Schafft es jemand meine Aufmerksamkeit zu gewinnen, habe ich tendenziell eine längere und intensivere Aufmerksamkeitsspanne als beispielsweise beim Passieren einer Plakatwerbung auf dem Weg zum Supermarkt.
Beim Recherchieren aufmerksamkeitsstarker historischer Kampagnen sind wir außergewöhnlich oft auf KFZ-Kommunikation gestoßen – warum findet man allgemein gerade im Flughafen so gern die großen Automobil-Marken?
Ich glaube, dass auch hierbei Emotion ein ausschlaggebender Faktor sind. Zudem haben Autos ein für Flughäfen ideales Format: Sie sind zu groß, um einfach in der Reizüberflutung unterzugehen und werden auch in größeren Hallen gut wahrgenommen. Außerdem: Auf dem Weg zu den Gates muss auch jeder daran vorbei. Zum anderen wirkt hier gerade die eigentliche Deplatzierung von Autos: Am Flughafen geht es zwar im weitesten Sinne um Fortbewegung. Mit einem Auto rechnet man aber nicht – gerade da wo es keine Straßen und sonst nur Passanten gibt. Mit der richtigen Inszenierung erregt man hier besondere Aufmerksamkeit.
Was sind aus Ihrer Sicht die kommenden Formate und Technologien an den Flughäfen, mit denen sich für Werbetreibende künftig herausragendes Storytelling machen lässt?
Für mich ist vor allem Virtual Reality ein spannendes Format für die Zukunft. Hier haben wir gerade in Sachen Gestaltung ganz andere Freiheiten und können die Zielgruppe im Gegensatz zu den sonst statischen Formaten viel besser einbinden. Interessant an VR ist vor allem die Möglichkeit zur Interaktion. Und genau damit holt man die Zielgruppe ab, denn mit VR kann man aktiv teilhaben, etwas erleben. Diese Technologie haben wir bereits 2019 auf der IAA in Frankfurt eingesetzt. Zum 30-jährigen Jubiläum unserer Markenbotschafter DIE FANTASTISCHEN VIER konnten Besucher der Messe einen Tag am Meer in der virtuellen Umgebung Fantaventura erleben. Und auch Endkunden kommen bei uns bereits mit der Technologie in Kontakt: Mit dem virtuellen Showroom können Interessenten durch die Augen eines CUPRA Specialists beispielsweise die neuen CUPRA Modelle live erleben, ohne dafür das Haus verlassen zu müssen.
Der fliegende Fiat liegt nun schon 12 Jahre zurück – mit welchen frischen Ideen muss man die Passagiere von heute beeindrucken?
Wie wäre es mit einer Shuttlefahrt vom Gate zum Flieger – und zwar auf dem Beifahrersitz neben Jutta Kleinschmidt im vollelektrischen Extreme-E-Rennfahrzeug über das Rollfeld? Unsere junge Zielgruppe könnte sich beispielsweise in einem unserer frisch überholten SEAT Ibiza oder Arona von den umfassenden Konnektivitätsmöglichkeiten überzeugen. Auch ein Ständchen mit Mark Forster oder den FANTAS, ein Freestyle Rap-Battle gegen Amiaz Habtu, eine Dance Challenge mit Nikeata Thompson oder ein Freistoß gegen Marc ter Stegen im Tor wären denkbar. Unserer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Unter Ihrer kreativen Ägide haben die Passagiere des Flughafen Frankfurt 2009 einen Fiat 500 Cabrio kopfüber hängend von der Flughafendecke erleben dürfen. Eine Aktion, die viele zum Staunen gebracht hat. Erinnern Sie sich noch: Wie kam es zu dieser Aktion? Wie wurde sie umgesetzt? Gab es außergewöhnliche Herausforderungen dabei?
Ich werde tatsächlich heute noch auf diese Installation angesprochen. Wir haben sozusagen bleibenden Eindruck hinterlassen. Im Grunde genommen war das Konzept der schlicht größtmögliche Kontrast zum Erwartbaren: Ein Auto am Flughafen, das nicht auf dem Boden steht oder einer Straße fährt, sondern an der Decke hängt – kopfüber. Es sollte einfach anders sein und möglichst paradox. Wir wollten ein Auto inszenieren, was noch keiner anfassen durfte. Es ist ja auch die Perspektive, die hier wirkt – gerade bei einem Cabrio. Ein Auto sieht man sonst nie von oben. Damit war uns die Aufmerksamkeit schon sicher. Umgesetzt wurde sie vor allem mit einem enormen technischen Aufwand, bei der die größte Herausforderung die Einhaltung der Sicherheitsvorgaben war.